Adaptationsprozesse im Alter: Die Bedeutung individueller und infrastruktureller Ressourcen für das Wohlbefinden im hohen Alter

Promotionsprojekt; 2007-2009

Projektleitung: Dagmara Wozniak, Dipl.-Psychol., Dipl.-Gerontol.

Projektbeschreibung

Das Projekt stellt sich die Aufgabe, die Bedeutung individueller und infrastruktureller Ressourcen für eine gelungene Adaptation im vierten Alter herauszuarbeiten. Ausgehend von der Annahme, dass in der Lebensphase des vierten Alters im Allgemeinen deutliche altersbezogene Veränderungen auftreten, die besondere Anpassungsleistungen notwendig machen, wird das affektive Wohlbefinden als Indikator für das Gelingen von Adaptationsprozessen interpretiert. Durch den Vergleich unterschiedlicher sozial-ökologischer Kontexte (eine polnische und eine deutsche Stichprobe) soll der gegenwärtige Kenntnisstand über Bedingungen des Wohlbefindens im hohen Alter erweitert werden und damit auch ein Beitrag zur Prävention im Alter geleistet werden, die in der Gesundheitsforschung im Vergleich zur Prävention für das Alter nach wie vor vernachlässigt wird.

Die erste Aufgabe der Untersuchung besteht in der differenzierten Abbildung der verfügbaren individuellen und infrastrukturellen Ressourcen. Mit Blick auf die individuellen Ressourcen wird dabei unterschieden zwischen ökonomischen Ressourcen, gesundheitlichen Ressourcen, kognitiven Ressourcen, sozialen Ressourcen und persönlichkeitsbezogenen Ressourcen. Die in der Untersuchung berücksichtigten infrastrukturellen Ressourcen werden erstens als objektive und zweitens als subjektiv wahrgenommene Merkmale ausgewählter städtischer und ländlicher Regionen erfasst. Sie umfassen Eigenschaften der offenen, ambulanten und stationären Altenhilfe.

Die zweite Aufgabe der Untersuchung besteht in der Analyse der Bedeutung von individuellen und infrastrukturellen Ressourcen für das Wohlbefinden. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Facette des affektiven Wohlbefindens, die über das Erleben von positiven und negativen Affekten dargelegt wird. Hier soll zunächst die Frage beantwortet werden, inwieweit die im Einzelnen differenzierten individuellen und infrastrukturellen Ressourcen empirisch mit dem affektiven Wohlbefinden zusammenhängen. Im nächsten Schritt soll mit Hilfe von Regressionsgleichungen die Frage beantwortet werden, durch welche individuellen und infrastrukturellen Ressourcen die positiven und negativen Affekte vorhergesagt werden können, wobei die Bedeutung der potenziellen Prädiktorvariablen sowohl für die Gesamtstichprobe als auch für die beiden Teilstichproben (Deutschland und Polen) bestimmt wird.

Die dritte Aufgabe besteht in der Analyse des Zusammenwirkens von individuellen und infrastrukturellen Ressourcen. Erstens ist auf der Basis zuvor identifizierter Muster individueller Ressourcen die Frage zu beantworten, inwieweit der Zusammenhang zwischen infrastrukturellen Ressourcen und affektivem Wohlbefinden für verschiedene Personengruppen unterschiedlich ausfällt. Des Weiteren soll analysiert werden, inwieweit die Wirksamkeit individueller Ressourcen an infrastrukturelle Gegebenheiten gebunden ist. Hier geht es vor allem um die Überprüfung, ob sich individuelle Ressourcen unterschiedlich stark auf affektive Wohlbefinden auswirken, je nachdem, wie groß die infrastrukturellen Ressourcen ausgeprägt sind. Diese Fragestellung ist mit der Hypothese verbunden, dass infrastrukturelle Ressourcen besonders dann an Bedeutung gewinnen oder zum Einsatz kommen, wenn individuelle Ressourcen zurückgehen. An dieser Stelle lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass besonders bei älteren Personen in ihrer spezifischen Belastungssituation die protektive Wirkung der infrastrukturellen und persönlichkeitsbezogenen Ressourcen sozusagen, „verpufft“ oder ins Leere läuft, da die individuellen Ressourcen oft zu gering sind. Es ist denkbar, dass gerade die älteren Personen, deren Ressourcen ausgeschöpft sind, nicht mehr in der Lage sind, die persönlichkeitsbezogene Ressourcen richtig einzusetzen oder die infrastrukturellen Ressourcen zu nutzen. Bedenkt man die Aufhäufung von oft irreversiblen Verlusten und Veränderungen, ist diese Annahme konsequent. Darüber hinaus wird den persönlichkeitsbezogenen Ressourcen eine mögliche Moderatorrolle zugeschrieben und analysiert.

Die vierte Aufgabe der Arbeit besteht in einem differenzierten Vergleich der beiden Länder. In Bezug darauf werden nicht nur die Schlussfolgerungen aus den bisher durchgeführten Analysen gezogen sondern auch mit Hilfe latenter Strukturgleichungsmodellen die Beziehung der Prädiktoren untereinander in beiden Ländern überprüft und verglichen (Multigruppenvergleiche). Sofern sich die Bedeutung individueller und infrastruktureller Ressourcen für das Gelingen von Adaptationsprozessen in Polen und Deutschland unterschiedlich darstellt, ist davon auszugehen, dass neben in der Untersuchung abgebildeten infrastrukturellen Ressourcen weitere gesellschaftliche Bedingungen (zum Beispiel wohlfahrtsstaatlich garantierte Optionen, kulturspezifische Wert- und Normvorstellungen) für das Gelingen von Adaptionsprozessen im vierten Alter bedeutsam sind.

 

Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 29.07.2011
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