GeKo-transkult. Gerontologische Konzepte in einer vielfältigen Gesellschaft

Projektleitung und wissenschaftliche Bearbeitung: Dr. Anamaria Depner
Projektlaufzeit: 01.11.2018 bis 30.06.2022
Gefördert durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderlinie „Kleine Fächer – große Potentiale“
Blog zum Projekt: https://gekotranskult.wordpress.com/

Projektbeschreibung

Ansatz:
Zwei aktuellen Entwicklungen beeinflussen unsere Gesellschaft maßgeblich: der demografische Wandel und die Zunahme von Mobilität und Diversität. Damit gewinnt die Auseinandersetzung mit dem Verständnis von gutem Altern vor unterschiedlichen soziokulturellen Hintergründen immer mehr an Bedeutung. Trotz der zunehmenden kulturellen Sensibilisierung von Institutionen und Professionen, die sich mit dem Thema Altern in Bildung, Prävention, medizinischer Versorgung und Pflege beschäftigen, sind Zugangsbarrieren auszumachen, z. B. aufgrund eins differierendes Verständnis von bspw. Alterns- oder Gesundheitskonzepten, bei der die Inanspruchnahme altersbezogener Angebote durch ältere Menschen mit „Migrationshintergrund“.

Forschungsfrage:
Im Projekt GeKo werden Interpretationen und Deutungen gerontologischer Konzepte wie Lebensqualität im Alter oder Gesundheit und Krankheit von Menschen mit „Migrationshintergrund“ in den Blick genommen: Welche biographischen und soziokulturellen Faktoren spielen bei der Ausbildung von Alter(n)sbildern und -praktiken eine Rolle? Welche unterschiedlichen Konzepte von Alter(n) werden in welchen unterschiedlichen Gruppen von „Menschen mit Migrationshintergrund“ entwickelt? Wie werden sie entwickelt? Wo genau und warum unterscheiden sie sich – und in Verhältnis zu was?

Zugleich stehen Begriffe wie „Migrationshintergrund“ und die Annahme, dass Bspw. Herkunftsland oder Religion maßgebliche Faktoren für die beobachtbaren Differenzen seien, auf dem Prüfstein. Auch soll erfasst werden, inwiefern sich das Verständnis von der eigenen Ethnizität und kulturellen Zugehörigkeit im Laufe der Zeit verändert oder es allgemein zu Verschiebungen von Normen und Werten sowie Erklärungsmodellen und Bezugsrahmen mit Blick auf das Alter(n) kommen kann. Hieraus ergibt sich die Frage, ob möglicherweise die Unterschiede im Verständnis von Alter(n) zwischen verschiedenen sozialen Schichten oder Generationen größere Diskrepanzen aufweisen als zwischen Ethnien. Soziale Unterschiede können ebenso wie migrationsbedingte Aspekte zu Zugangsbarrieren in der Altenhilfe führen. Eine intersektionale strukturelle Ungleichheit käme sodann zum Tragen.

Schließlich fragen die Mitarbeitenden in GeKo danach, wie das im Projekt gewonnene Wissen in die gerontologische Praxis transferiert werden und damit helfen kann, die erfassbaren Zugangsbarrieren abzubauen. Entsprechend dieser Fragestellungen hat das Projekt eine inter- wie transdisziplinäre Ausrichtung.

Methoden und Forschung:
Durch das Erkenntnisinteresse des vorliegenden Forschungsvorhabens werden zwei sogenannte „kleine Fächer“ adressiert: Gerontologie und Ethnologie/Kulturanthropologie. Aus gerontologischer Perspektive ist es sinnvoll, kulturanthropologische Ansätze einzubinden, wenn individuelle Prozesse des Alterns in übergeordnete, soziokulturelle Kontexte eingebettet werden sollen. So kann das personennahe kulturanthropologische Theorien- und Methodenrepertoire für kulturelle Konstruktionen von Alter(n)sbilder sensibilisieren. Die Ethnologie/Kulturanthropologie wiederum wird dadurch bereichert und gestärkt, dass mit ihren qualitativ kontextbezogenen Ansätzen gesellschaftlich aktuelle und höchst relevante Themen, Alter und Migration, zusammengedacht beforscht werden und so zu einer „Geronto-Sensibilisierung“ dieser Disziplinen beigetragen wird. Die praxisnahen gerontologischen Fragestellungen und Erkenntnisinteressen ermöglichen eine sonst in der Kulturanthropologie eher selten vorgenommene, direkte Rückspiegelung der Ergebnisse ins Feld.

Die Forschung ist dabei weder methodisch noch hinsichtlich der Ergebnisverwertung „Lebensweltvergessen“: Ein enger Austausch sowohl mit Experten aus dem Bereich der Altenarbeit als auch mit den fokussierten Zielgruppen wird angestrebt. Personen, die aus unterschiedlichen Generationen sowie verschiedenen sozialen Schichten, Herkunftsländern etc. stammen bzw. aus unterschiedlichen Migrationsgründen nach Deutschland gekommen sind, sollen heuristisch (nicht repräsentativ) in die Forschung einbezogen werden. Durch Experteninterviews, Ethnographische Interviews, teilnehmende Beobachtung und weitere qualitative Zugänge ausgemachte Alter(n)sbilder und Praktiken sollen für die Weiterentwicklung gerontologischer Konzepte aufbereitet werden. Wissen über die untersuchten Zusammenhänge wird aus der Untersuchung alltäglichen Praxis und Welterfahrung gewonnen. Dieses Wissen kann aufbereitet und in Form von Workshops, Schulungen und breitenwirksamen Publikationen für Betroffene, professionell und ehrenamtlich Tätige sowie die wissenschaftliche Community nutzbar gemacht werden.

Ziele:
Über die Analyse der Mechanismen, die bei der Ausgestaltung von biografisch wie kulturell beeinflussten Überzeugungen, Deutungsrahmen und Bedürfniskonzepten greifen, soll(en)
-    zur aktuellen wissenschaftlichen Debatte um gutes Altern und zur Diskussion um Migration und Integration beitragen.
-    Ein besseres Verständnis davon ermöglich, wie und inwiefern unterschiedliche kulturelle Prägungen normative Entwürfe von Individuen bezüglich des Alter(n)s beeinflussen
     und wie sich das Zusammenspiel mit anderen sozialen Faktoren (wie bspw. Lebensstil, Generationszugehörigkeit, Bildungsgrad, Alltagskultur, Gender, Religion, Sprache) sowie biographischen Aspekten ausgestaltet.
-    eine aufbereitete Wissensbasis zur Verfügung gestellt werden, um zu einer Vertiefung der transkulturellen Sensibilisierung des Präventions- und Hilfesektors beizutragen und hier einen fluiden Kulturbegriff zu etablieren.

Des Weiteren soll im Projekt GeKo-transkult…
-    die Vernetzung mit Forschenden und Forschungsprojekten mit ähnlichen Fragestellungen stattfinden,
-    die Ergebnisse, die im Laufe des Projekts sichtbar werden, öffentlichkeitswirksam präsentiert und transferiert werden.

Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 11.11.2021
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